St. Marienkirche - Bau, Geschichte, Bedeutung, Glocken, Turmuhr

Kirche lebendig werden lassen - Die St. Marienkirche in Ueffeln

Stand 20. November 2024 - Zusammenfassung von Uwe Schrader

Kirchen als Orte des kulturellen Gedächtnisses einer Gesellschaft fordern dazu auf, die Geschichte des Glaubens zu entdecken. Kirchen zeigen, wie der Glaube im Verlauf von Jahrhunderten gelebt wurde und wie er gegenwärtig gestaltet und gelebt wird.

Kirchen sind Orte der inneren Einkehr, Ruhe und Besinnung. Sie laden ein zum Nachdenken und zur Andacht.

Kirchen sind ein Haus Gottes, eine Stätte der Stille und des Gebetes: „DENN MEIN HAUS WIRD EIN BETHAUS HEIßEN FÜR ALLE VÖLKER“ (JESAJA 56,7) - "SO SPRICHT DER HERR: DER HIMMEL IST MEIN THRON UND DIE ERDE DER SCHEMEL MEINER FÜSSE! WAS IST DENN DAS FÜR EIN HAUS, DAS IHR MIR BAUEN KÖNNTET?" (JESAJA 66,1).
 
Gern sind wir bereit, Ihnen unsere St. Marienkirche zu zeigen und Sie bei Ihrem Besuch zu begleiten. Bitte melden Sie sich über unser Gemeindebüro an: Tel. 05465 - 641 oder E-Mail: Kg.Ueffeln@evlka.de.

Im Jahre 1292 sollen Bewohner aus Ueffeln, Balkum und andere, ". . .  die jenseits des Gehnwaldes lebten", den Bischof von Osnabrück (Konrad II. von Rietberg, 1270 – 1297) aufgesucht und um eine eigene Kirche gebeten haben. Der Bischof erteilte die Erlaubnis, in Ueffeln eine Kirche zu errichten: "Zum Lobe Gottes und zur Ehre der heiligen Gottesmutter Maria." Über die Gründung der eigenen Kirchengemeinde berichtet eine ausführliche Urkunde:  "Von Vorabend Jacobi 24. Juli 1292."

Der frühgotische Bau mit Turm und Kirchenschiff aus Bruchsteinen des Gehnwaldes ist gut erhalten und wurde zuletzt 2014 mit einem weißen Außenanstrich wetterfest versehen.
Die Umfassungsmauern sind mit Strebepfeilern verstärkt. Der quadratische Westturm mit einem zwei Meter breiten Mauerwerk war nur durch den heutigen Westeingang mit einem gotischen Sandsteinportal zugänglich. Ein ca. 60 cm schmaler steinerner Stufengang mit einem ca. 1,80 m hohen Deckengewölbe in der Südwand führt heute noch in die erste Turmebene.

Im Turmeingang sehen wir an der Südwand eine schlichtes Holzkreuz mit dem Erlöser. Gegenüber an der Nordwand ist eine dreiteilige hölzerne Tafel (Renovierung 1960/1961) angebracht. Der aufgemalte Text lautet:   "+ DEM GEDÄCHTNIS + ALLER GEFALLENEN UND VERMISSTEN DER KIRCHENGEMEINEDE UEFELN".
Die 89 Namen erinnern an die Kriege 1870-1871 (2 Namen), 1914-1918 (35 Namen), 1939-1945 (52 Namen). Alljährlich  gedenken wir am Volkstrauertag mit einem Kranz aller Opfer, die durch Krieg, Gewaltherrschaft, rassischer, religiöser und politischer Verfolgung, Flucht und Vertreibung ihr Leben verloren haben.

Das Kirchenschiff als Langhaus ist ein Saalbau, der aus drei Jochen (Gewölbeabschnitte) und geradem Ostabschluss besteht. Die jeweils drei Fenster in der Süd- und Nordwand sind spitzbogig. Im Turm und in den Langhausjochen befinden sich Kreuzgratgewölbe. Im Chorraum sehen wir ein Kreuzrippengewölbe mit aufgebrachten Blumensymbolen. In den Wölbungen aller Joche sind aufgemalte Sterne zu sehen. Die beiden Gurtbögen zwischen den Jochen sind jeweils als Spitzbogen ausgeführt. 

In das Kirchenschiff gelangten die Gottesdienstbesucher bis etwa 1864 durch den "Bramscher Eingang" auf der Südseite.
Das spitzbogige Sandsteinportal zeigt nach einer Beschreibung (Mitthof, 1879) außen
". . . phantastische Skulpturen, die bereits verwittert sind;  . . . Affe mit Flügeln, menschliche Halbfiguren, Wasservogel mit Fledermausflügeln, Hund mit einer Blume anstelle des Kopfes. Das Ganze ist daher eine, dem in das Gotteshaus Eintretenden entgegen gehaltene Bildersprache."
In der heutigen Deutung könnten die Darstellungen   ". . . eine Warnung vor den Mächten des Bösen sein und zum Ausdruck bringen, dass diese Mächte in Stein gehauen vor der Tür bleiben."

An der Nordseite befand sich früher ebenfalls ein Eingang, die sogenannte "Ankumer Thüre, das Nordtor oder das Ankumer Tor". Bei Baumaßnahmen in den Jahren 1990 / 1991 wurde dieser verschlossene Eingang freigelegt und außen als Torbogen ausgebildet.

Die Malereien im Innern der Kirche an der Nordwand (Kreuztragung) und in den Wölbungen des mittleren Jochs (Jüngstes Gericht) sind wohl im 15./16. Jahrhundert entstanden.
Im Jahr 1903/04 wurden sie restauriert und dabei stark übermalt ("Totalüberformung"). Weitere Restaurierungen wurden 1960 und 1997 vorgenommen.
Die gravierenden Eingriffe durch mehrfache Restaurierungen der bildlichen Darstellungen haben zu stilistischen und farblichen Veränderungen geführt:
"Eine stilistische und zeitliche Einordnung der mittelalterlichen Malereien auf Grundlage ihres heutigen Erscheinungsbildes ist deshalb nicht möglich."

Kam der Gottesdienstbesucher durch den Südeingang in die Kirche, fiel der erste Blick auf den lebensgroßen Christus unter der Last des Kreuzes an der Nordwand.
"Es ist eine Darstellung der Kreuztragung Christi mit Simon von Cyrene (auch Kyrene oder Zyrene), der mit Christus das Kreuz trägt:  . . . und als sie ihn abführten, ergriffen sie einen, Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten das Kreuz auf ihn, dass er’s Jesus nachtrüge (Lukas 23,26). Links davon eine Figurengruppe, bestehend aus fünf Personen, . . . seine Mutter und seiner Mutter Schwester (Maria, die Frau des Klopas) und Maria von Magdala und der Jünger Johannes" (EG 954.30).

Die Deckenmalereien in den Wölbungen des mittleren Jochs zeigen das Jüngste Gericht (auch Endgericht, Jüngster Tag, Letztes Gericht oder Weltgericht).

In der mittleren Wölbung ist der thronende Christus als Allherrscher (Erlöser der Welt, Heiland, EG 954,71, EG 804) in einem roten Königsmantel mit weißer Lilie (Himmelsblume, Blume der Auferstehung, Gnade) und Flammenschwert (Zeichen für die Verwerfung, die Hölle, Gericht) dargestellt und hat den Tod überwunden. In den beiden nach oben gehaltenen Händen (Geste des Segens) sind innen die Wundmale zu sehen. 
Er sitzt auf dem Regenbogen (Der Regenbogen als Zeichen für die Treue Gottes. Für sein Verspechen, Erde und Menschen nicht zu vernichten. Ein Zeichen für den Bund zwischen Gott und den Menschen: "Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken, der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde." 1. Mose 9,13).

Die Welt zu seinen Füßen (Weltkugel) übergibt er Gott zu neuer ungetrübter Herrschaft. Darunter die geöffneten Gräber.
"Die Wiederkunft Christi ist Teil der großen Hoffnung, die Christinnen und Christen für die Menschen und für die Welt haben: Wenn Jesus Christus wiederkommt, wird er Gottes Reich vollenden, Erde und Himmel werden neu werden. Er wird über alle Menschen richten und damit alles Böse vernichten und die Menschen und die ganze Welt erlösen. Dann wird die Welt endgültig so sein, wie Gott sie gewollt hat."

Die Posaunenengel als Engel des Gerichts tragen in ihren Händen die Kreuzigungswerkzeuge: "Engel mit Kreuz, Engel mit Geißel, Engel mit Dornenkrone, Lanze und Rohr mit Schwamm, Engel mit einem zusammengerollten weißen Gegenstand (Leichentuch, Schriftrolle?)."
"Der Posaunenengel zur Rechten der Christusdarstellung trägt einen Palmzweig. Der Palmzweig:  . . . als Sinnbild der Königsherrschaft; . . .  als Symbol für den Triumph;  . . . als Sieg über Sünde und Tod;  . . . als Zeichen, dass Gott die Toten auferweckt hat in ein neues Leben."
"Die Engel blasen die Posaunen des Gerichtes, die die Toten aus den Gräbern rufen: Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern" (Matthäus 24,31).

"In der linken Wölbung
Maria im blauen Gewand als ´Himmelskönigin` und ´Fürbitterin` für die Menschheit. In der rechten Wölbung im Mantel Johannes der Täufer (EG 954.14)."
"Maria und Johannes erheben beide Arme und wenden sich Christus in einer ´demütigen` fast ´flehentlichen`, ´fürbittenden ` Haltung zu."
 
"Mit der Vorstellung vom Jüngsten Gericht ist die Hoffnung verbunden, dass sich Gerechtigkeit gegen das herrschende Unrecht durchsetzt."
"Die Vorstellung geht auf die Propheten im Alten Testament zurück, die ein Gottesgericht über das israelitische Volk beziehungsweise über alle Menschen ankündigen. Mal betonen sie Gottes Zorn (z. B. der Prophet Joel), mal Gottes Gnade (z. B.  Jesaja 51,1–8)."
"Auch das Neue Testament geht davon aus, dass der Mensch irgendwann Rechenschaft für sein Leben ablegen muss:  . . . denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf dass ein jeder empfange nach dem, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse (2. Korinther 5,10)."
"In Matthäus 25,31–46 wird
Christus als Weltenrichter dargestellt, der Sünder und Gerechte jeweils zu seiner Linken (Sünder) und zu seiner Rechten (Gerechte) versammelt."
"Im Johannesevangelium (Johannes 3,19–21) erstrahlt mit dem Gericht das Licht Gottes, das die Werke der Finsternis und die Werke der Wahrheit offenbar werden lässt."
"Allen biblischen Darstellungen vom Jüngsten Gericht ist gemeinsam, dass darin die Menschen über ihre Taten Rechenschaft ablegen müssen und Gott die Macht des Bösen bricht."


Der Taufstein ("Bentheimer Typ", 12. - 13. Jahrhundert) steht linksseitig im Altarraum. Der Fuß ist durch einen Rundwulst unterteilt. Die Taufsteine dieser Fertigung wurden in der Zeit von ca. 1170 bis 1300 in den Bentheimer und Gildehauser Gruben hergestellt. Dieser Sandstein ist ein reiner und gleichkörniger Quarzsandstein von hoher Festigkeit, Witterungsbeständigkeit und Härte, der sich dennoch gut bearbeiten lässt.

Um das Becken winden sich sechs Ornamente eines Taues. In der Deutung: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde am sechsten Tag." Das Tau: "Als ein Zeichen der Rettung, der Erlösung; . . . als ein äußeres Zeichen des neuen christlichen Lebens, das am Tag der Taufe geschenkt wird.“
Eine andere Deutung könnte ". . . drei Ährenmuster darstellen, die sich jeweils in drei Doppelringen nach rechts um den Taufstein winden. Drei Doppelringe:  Die Taufe im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Sechs Einzelringe: Am sechsten Tag nach der Schöpfungsgeschichte wird der Mensch erschaffen. Die Ähre: Der Same der zum Korn wächst. Ähren: Als Symbol für die Zusammengehörigkeit bei Jesus Christus; aus vielen Körnern wird ein Brot;  aus vielen Gemeindegliedern eine Gemeinde."
 
"Die Taufe (EG 811.14, EG 200, EG 954.49 und EG 791) ist die festliche Aufnahme eines Menschen in die christliche Gemeinde. Das Ritual geht zurück auf die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer, die in der Bibel geschildert wird (EG 954.14). Mit einem Bad in einem Fluss wurden der Beginn eines neuen Lebens mit Gott und die Aufnahme in die Gemeinde gefeiert. Auch heute noch ist jede Taufe ein freudiges Ereignis. Ob kleine Kinder getauft werden, Erwachsene oder Jugendliche vor der Konfirmation. Durch das Sakrament der Taufe wird ihnen allen zugesprochen: Du gehörst zu Christus; Christus hat dich erlöst. Dieses Versprechen gilt ein Leben lang, weshalb die Taufe auch nur einmal gefeiert wird."

Die Osterkerze neben dem Taufstein als wichtigste Kirchenkerze ist eine besonders große und geschmückte Kerze. Sie begleitet das Kirchenjahr von Ostern bis Ostern. Sie ist ein Zeichen für Ewiges Leben und dafür, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Verziert ist die die Kerze mit dem Kreuz als wesentliches Symbol sowie dem ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets: "Alpha +  Omega = Anfang + Ende". Die fünf roten Wachspunkte bedeuten die fünf Wundmale Jesu.
 
Das Licht der Osterkerze steht für das Leben, dass über den Tod triumphiert. Jesus sagt im Johannesevangelium über sich selbst: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, soll nicht im Dunkeln wandeln, sondern das Licht des Lebens haben." Auch daran erinnert die Osterkerze. 
 
Nach Ostern wird die Osterkerze in den Gottesdiensten zusammen mit den Altarkerzen zu jedem Gottesdienst entzündet. Dadurch wird sicherbar: Jeder Sonntagsgottesdienst ist eine kleine Auferstehungs- und Osterfeier. An jedem Sonntag erinnern wir uns - auch mit dem Entzünden der Osterkerze -  daran, dass das Leben über den Tod triumphiert. Bei Taufen wird die Taufkerze an der Osterkerze entzündet, weil durch die Auferstehung auch den Täuflingen ein neues Leben versprochen ist.

Nur an wenigen Tagen im Jahr wird die Osterkerze auf keinen Fall entzündet. Während des Karfreitagsgottesdienst verstummt das dreistimmige Geläut und die Kerzen in der St. Marienkirche werden gelöscht, um dem Tod Jesu zu gedenken.  Bis zum Ostermorgen bleiben die Glocken stumm und die Kerzen aus.  Am Ostermorgen erinnert eine neue Osterkerze an die Auferstehung und an die Überwindung des Todes. 

Die Kanzel wurde im Jahr 1765 (Blütezeit des Rokoko 1720-1780) neu errichtet.
"Die Malerarbeiten besorgte ein Kunstmaler aus Fürstenau." Der Schalldeckel trägt auf einer Krone als Skulptur die Figur des Mose mit den beiden Tafeln der Gottesgebote.

Die Gebote (EG 796 und EG 806) sind unterteilt. Die erste Tafel mit den Geboten I - III und die zweite Tafel mit den Geboten IV - X.
"Nach biblischer Überlieferung im Alten Testament hat Gott die Zehn Gebote dem Propheten Mose auf dem Berg Sinai übergeben. Die Gebote regeln die Haltung des Menschen zu Gott ( 1-3) und zu den Mitmenschen (4-10)."

Eine Besonderheit sind die beiden Hörner auf der Stirn der Figur des Mose. Dafür gibt es verschiedene Deutungen. Die Darstellung des Mose mit Hörnen taucht erstmals in der lateinischen Bibelübersetzung des Hieronymus Ende des vierten Jahrhunderts auf.
Quelle dafür ist die hebräische Bibelstelle: ". . . Als nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte" (2. Mose 34,29-30). Bei der Übertragung in das Lateinische wurde das Gesicht nicht als "strahlend (coronatus)" sondern als "gehörnt (cornatus)" übersetzt.
 
Auf den Kanzelwänden und der Kanzeltür befinden sich die Darstellungen der vier Evangelisten "S. Mattheus, S. Marcus, S. Lukas, S. Johannes".
Sie erzählen in vier Büchern des Neuen Testamentes die Geschichte von Jesus. Das Matthäusevangelium, das Markusevangelium, das Lukasevangelium und das Johannesevangelium.
"In den Evangelien lesen wir vom Leiden, von Tod und Auferstehung Jesu und was von den Worten Jesu überliefert ist, was er zum Beispiel über Gott und sein Reich gesagt hat. Darin wird beschrieben, wie Menschen miteinander leben sollen. Die Verfasser haben Jesus nicht selbst getroffen. Frühestens 30 Jahre nach dem Tod von Jesus wurde mit der Niederschrift der Evangelien begonnen. Bis dahin wurde seine Geschichte mündlich überliefert."

Die Evangelisten sind jeweils zusammen mit einer "aufgeschlagenen Schrift und dem zugehörigen Evangelistensymbol" dargestellt. S. Mattheus blickt auf einen Menschen mit Flügel, der die rechte Hand auf die Schrift legt. Bei S. Marcus liegt ein Löwe mit Menschengesicht unter dem Tisch. S. Lukas blickt von vorn auf das Haupt eines Ochsen mit Maul, Auge und Horn. Hinter der rechten Schulter von S. Johannes ist ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln zu sehen.
"Nach biblischer Vorstellung sind Mensch, Löwe, Stier und Adler die vier mächtigsten Geschöpfe: Der Löwe ist das stärkste wilde Tier, der Stier das stärkste gezähmte Tier und der Adler das stärkste Tier der Lüfte. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung und von Gott beauftragt, über sie zu herrschen" (Hesekiel 1,5-10; Offenbarung 4,7).

Der Altar (1767 Joseph Geitner, Iburg, Blütezeit des Rokoko 1720-1780) als Mittelpunkt der St. Marienkirche erinnert uns an die Gegenwart Gottes.
"Am Altar - in der heutigen Deutung am Tisch des Herrn - werden im Gottesdienst die Gebete und Segnungen gesprochen und das Abendmahl vorbereitet und gefeiert."

In der Mitte das Kreuz Christi mit den Altarkerzen auf beiden Seiten. Davor die aufgeschlagene Bibel ". . . als das alleinige und gegenwärtiges Wort Gottes, als Urkunde und Richtschnur unseres christlichen Glaubens, Lebens und Handelns."
"In der Bibel redet Gott selbst mit uns wie ein Mensch mit seinem Freunde“ (Martin Luther).
 

Der Blumenschmuck mit den Schnittblumen ". . . auf dem Altar des ewigen Gottes soll unsere eigene Vergänglichkeit zeigen und gleichzeitig die Schönheit zum Ausdruck bringen, die wir mit der ganzen Schöpfung teilen."
In Psalm 90,2-6 heißt es: "Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder! Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst, das am Morgen blüht und sprosst und des Abends welkt und verdorrt."

Altar und Kanzel sind mit verzierte Stoffdecken - Paramente - in den liturgischen Farben für den jeweiligen Sonntag geschmückt. Violett, Weiß, Grün, Schwarz und Rot – diese fünf Farben begegnen uns im Laufe des Kirchenjahres. Jede Farbe hat dabei eine besondere Bedeutung.

In der Altarwand sehen wir ein Kreuzigungsbild (EG 954.30) als Geschenk von Friedrich Wilhelm Voßbein (Pastor in Ueffeln 1870-1895) zum 600. Geburtstag der Kirchengemeinde im Jahr 1892.
"Das Bild stellt nach lutherischer Auslegung den gekreuzigten Christus in den Mittelpunkt." Unter dem Kreuzungsbild enthält ein umranktes Feld in sechs Schriftzeilen untereinander die Einsetzungsworte für das Abendmahl:
"NEHMET HIN UND ESSET - DAS IST MEIN LEIB - TRINKET ALLE DARAUS - DIESER KELCH IST DAS NEUE TESTAMENT - IN MEINEM BLUTE - SOLCHES TUT ZU MEINEM GEDÄCHTNIS."

"Im Abendmahl (EG 811.15-16 und EG 806.5) feiern Christinnen und Christen die Gemeinschaft mit Jesus Christus und die Gemeinschaft untereinander. Beim Abendmahl kommen Christinnen und Christen zusammen und teilen miteinander Brot und Wein (Traubensaft).
Wenn Christinnen und Christen heute das Abendmahl feiern, dann feiern sie, dass Jesus Christus auferstanden ist und bei ihnen ist. Viele Christinnen und Christen erleben in dieser Weise das Abendmahl als Stärkung für ihren Lebens- und Glaubensweg als eines der zwei Sakramente
."

Rechts und links vom Altarbild befinden sich zwei Säulen. Jeweils außen neben den Säulen sind zwei Figuren zu sehen. In der Deutung an der linken Säule König David (ca. 1.000 Jahre v. Chr.) mit der Harfe für das ". . . angemessene Singen; . . . er griff zur Harfe und sang Lieder, um Gott zu preisen" (Buch der Psalmen, über die Hälfte der Psalmen werden ihm zugeschrieben). Neben der rechten Säule vielleicht der Zöllner für das "rechte Beten" (Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner, EG 954.54). Darüber blickt auf jeder Seite versetzt von außen ein Engelsgesicht auf die jeweilige Figur.

Über dem Altarbild ist die Taube als Symbol für den heiligen Geist zu sehen (EG 954.14).
"Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf. Und siehe, da öffnete sich der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe" (Matthäus 3,16-17).

In der Altarspitze zeigt sich der Auferstandene mit der Siegesfahne. Jeweils rechts und links ist ein seitlich liegender Engel   ". . . als Bote Gottes zu den Menschen" dargestellt.

Ganz oben auf dem Altar der Strahlenkranz mit dem Auge in einem Dreieck.
"Als Symbol, das als Auge Gottes umschrieben wird; das alles sieht und das Gott um uns Menschen weiß; das Auge als Symbol der Allgegenwart Gottes."
 So heißt es im Alten Testament in Sprüche 15,3: "an jedem Ort sind die Augen des Herrn, sie wachen über Gute und Böse.“ Im Psalm 139,16 heißt es: "Deine Augen sahen all meine Tage".

Im Chorraum ist im Kreuzrippengewölbe der Schlußstein in Form einer Rose eingearbeitet: "Im christlichen Verständnis gilt Sie wegen ihrer Schönheit, Reinheit, Schöpfungskraft und ihres Duftes als Blume des Paradieses und als Marienblume. Die Rose als ein Zeichen der Vollkommenheit steht für eine Liebe, die den Tod überdauert und nicht mehr vergeht."

Die Sakramentsnische im Chorraum mit einer gotischen Sandsteinfassung wurde 1981 freigelegt, restauriert und mit einer schmiedeeisernen Tür versehen. Dort wurden über Jahre Brot und Wein für die Abendmahlsfeier aufbewahrt. Die Kerze, die wir heute noch sehen können, wurde nur beim Abendmahl entzündet.

An hohen Festtagen (Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Konfirmationen) werden die Wachskerzen der beiden Kerzenleuchter entzündet. Die Kerzenleuchter aus Gelbguss (Messing) mit jeweils sechs und zwölf Kerzen sind mit einem schmiedeeisernen, mehrteiligen Gestänge in den Gurtbögen verankert.

Auf beiden Kerzenleuchtern findet sich jeweils an der Spitze ein Doppeladler als Zeichen der Doppelherrschaft.
Der Kerzenleuchter mit sechs Kerzen trägt im unteren Teil die Aufschrift   "<> IOH <> HENRICH <> KIEL <> S <> AO 1717 <>".
Auf dem Kerzenleuchter mit zwölf Kerzen ist auf der Kugel der Text   "Jost Hafeman Sen : Dirck Hafeman Jun : 1757" in Schreibschrift eingraviert. Dieser Kerzenleuchter zeigt in der Mitte sechs Traubengebilde und darüber drei Trompetenengel.
Die Namen mit der Jahreszahl könnten die Stifter der jeweiligen Kerzenleuchter sein.   

Die Orgel (Prospekt aus 1727) stammt aus der Zeit des Spätbarocks. Das Instrument hat durch Umbau (1853 und 1920), Reparatur (1936), Neubau (1983, Alfred Führer Wilhelmshaven) und Instandsetzung (2006, Mense & Ruiter Orgelbow) viele Änderungen erfahren. Nach dem Läuten der Glocken beginnt der Gottesdienst mit dem Vorspiel der Orgel und der Gemeindegesang wird von der Orgel begleitet.
Die Orgel erklingt heute in folgender Disposition:    "Pedal: Subbass 16`, Koppeln: I-P.  Manual: Gedackt 8`, Prinzipal 4`, Rohrflöte 4`, Quinte 2 2/3`, Oktave 2`, Waldflöte 2`, Sesquialtera 2-fach, Mixtur 4-fach 1`, Trompete 8`(Bass), Trompete 8`(Diskant), Zimbelstern."

Weithin hörbar sind in Ueffeln und Balkum unserer Kirchenglocken bei verschiedenen Anlässen und zu unterschiedlichen Zeiten zu hören. Für die Einen ein vertrauter Moment des Trostes, der Hoffnung und des Innehaltens in der täglichen Eile. Für Andere vielleicht ein vordergründiges Lärmärgernis zu einer unpassenden Zeit.
 
Die Glocken als dreistimmiges Geläut sind Teil des gottesdienstlichen Lebens unserer Marienkirchengemeinde.
"Als hörbare Zeichen rufen Sie zum Gottesdienst, zum Gebet und zur Fürbitte und künden uns Zeit und Stunde. Sie erinnern an die Ewigkeit und begleiten die Gemeindeglieder von der Taufe bis zur Bestattung als mahnende und tröstende Rufer des himmlischen Vaters."

Glocken werden als Rufinstrumente und als Zeichen für liturgische Handlungen eingesetzt. Für den Dienst in unserer St. Marienkirche wurden die Glocken in einem Gottesdienst eingeweiht. Die kirchenrechtliche Widmung bestimmt und begrenzt ihren Gebrauch. Unsere Ev.-luth. Kirchengemeinde hat zuletzt am 24. April 1980 die "Läuteanlässe" in einer "Läuteordnung" verbindlich festgelegt. "Der Ruf zu Gottesdiensten, liturgisches Läuten und das Gebetsläuten an allen Tagen sind die einzige Berechtigung einer christlichen Gemeinde, Glocken läuten zu dürfen."

Häufig wird das Läuten der Glocken mit dem Schlag der Turmuhr verwechselt. Der Uhrschlag ist nur vordergründig eine Zeitansage. Er ist so zu verstehen, dass an die Vergänglichkeit und das Fortschreiten der Zeit erinnert wird: „Meine Zeit steht in Deinen Händen“.
Das Läuten mehrerer Glocken zum Gottesdienst als hörbare Botschaft ist noch gut zu erklären. Läutet jedoch eine Einzelglocke, so ist damit eine besondere Bedeutung zu bestimmten Anlässen verbunden: Karfreitag, Buß- und Bettag, Taufe, Sterbefall und Begräbnis. Oder sie ruft außerhalb von Gottesdienstzeiten um 07.00 Uhr, 12.00 Uhr, und 19.00 Uhr zum stillen Gebet.

Unser drei Glocken geben uns auch Zeugnis von Schrift, Kunst- und Stilepochen der Vergangenheit. Die Glockenschriften mit den Abbildungen vermitteln die Gedanken der Gemeinde aus den Jahren der Glockenbestellung (1925/1926 und 1956/1957).

Die Sterbeglocke "F" (Große Glocke I, Glockenweihe am 7. April 1957, Bronzeguss der Glockengießerei Rincker in Sinn) läutet bei der Bekanntgabe eines Trauerfalls, beim Begräbnis auf dem Friedhof, am Karfreitag sowie am Buß- und Bettag. Diese Glocke schlägt uns weit hörbar die Zeit zu jeder halben und vollen Stunde.
Sie trägt aus Psalm 90,12 die Aufschrift: "+ LEHRE UNS ZU BEDENKEN - DASS WIR STERBEN MÜSSEN - AUF DASS WIR KLUG WERDEN +".
Auf dem mittleren Teil der Glocke sind zwei Zeichen zu sehen. Ein Kronenkreuz: "Für den Sieg über den Tod. Es stellt die Belohnung im Himmel - die Krone - dar, nachdem die Versuchungen in diesem Leben - das Kreuz - überwunden wurden" (Jakobus 1,12). Die Glockenabbildung  (Bildzier) ist als ´R` ausgebildet und stellt das Firmenlogo der Glockengießerei Rincker dar.
Auf dem unteren Glockenrand befindet sich die Schrift: "EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHENGEMEINDE UEFFELN BEI BRAMSCHE / BEZ <> Osnabrück + 1957".

Die Betglocke "G" (Mittlere Glocke II, Glockenweihe am 7. April 1957, Bronzeguss der Glockengießerei Rincker in Sinn) läutet morgens um 07.00 Uhr, mittags um 12.00 und abends um 19.00 Uhr. Das Betläuten erinnert an dem Brauch aus dem Mittelalter, morgens, mittags und abends zum Gebet für den Frieden aufzurufen.
Die Aufschrift wurde nach der leidvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts mit den beiden Weltkriegen aus Jeremia 22,29 gewählt:   "+ O LAND - LAND - LAND - HÖRE DES HERRN WORT".
Auf dem mittleren Teil der Glocke sind als Bildzier zwei Zeichen zu sehen. Ein Kreuz auf einem Kreis (". . . der Ewige, der Allmächtige, der Heilbringende, der Vollkommene, also Gott selbst, ist in Jesus auf dieser Welt lebendig geworden. Gott ist Herrscher der Erde, des Himmels, des Universums"). Die Glockenabbildung (Bildzier) ist als ´R` ausgebildet und stellt das Firmenlogo der Glockengießerei Rincker dar.
Auf dem unteren Glockenrand befindet sich folgende Schrift: "EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHENGEMEINDE UEFFELN BEI BRAMSCHE / BEZ <> Osnabrück + 1957".

Die "B" Glocke (Kleine Glocke III, Einweihung am 19. Dez. 1926) wird zur Taufe und bei jedem Vorläuten (außer Karfreitag, Buß- und Bettag) zuerst geläutet.
Diese Bronzeglocke wurde in der Radlerschen Glockengießerei gegossen. Die Aufschrift in drei Zeilen untereinander lautet:   "J. J. RADLER.SÖHNE. IN HILDESHEIM. 1926.".
Im oberen Teil der Glocke lesen wir in zwei Schriftzeilen untereinander:   "Jesus Christus <> gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit." E(H)br. 13,8. (Schriftart Gotische  Minuskel).
Darunter ist als Bildzier Christus zu sehen, der mit der linken Hand den Stab mit der Siegesfahne umfasst. Das obere Ende des Stabes ist als Kreuz ausgebildet.
Im mittleren Teil der Glocke ist in zwei Schriftzeilen untereinander zu lesen: "Kommet, denn es ist alles bereit." Luk. 14,17. (Schriftart Gotische Minuskel).  Darunter ist als Bildzier ein Abendmahlkelch abgebildet.    
Auf dem unteren Glockenrand befindet sich ein Tatzenkreuz "+". Dahinter die Schrift: "PASTOR MATTHEY, KIRCHENVORSTEHER: BÜHREN, FELDMANN, GARLICH UND MOHRAREND." (Schriftart Gotische Majuskel).   

Die Zifferblätter der Turmuhr an der Nord- und Südseite wurden 1991 von der Firma Ed. Korfhage & Söhne in Melle-Buer angebracht.  Von der gleichen Firma stammt auch die Turmuhr aus dem Jahr 1964 (Fertigungs-Nr. 299/1964). Einweihung mit den Worten aus Psalm 31: "Meine Zeit steht in deinen Händen".  Die Turmuhr ist mit einem elektromechanischen Uhrwerk ausgestattet (Model UT 6000). Nach Angaben des Herstellers wurden von dieser robusten Turmuhr von 1959 bis 1979 ca. 1.400 - 1.500 Stück gebaut.

(EG = Evangelisches Gesangbuch, Texthinweis unter der jeweiligen Nr.)

Quellen:

1. "Kirchengemeindelexikon der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers",
https://kirchengemeindelexikon.de/einzelgemeinde/ueffeln/ ;

2.  "Studien zur Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Gewölbe und Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen - Darstellung von historischen Methoden, Techniken und Materialien", Stefanie Lindemeier, Dresden 2009, Seite 45-58; 

3. "Kirchen & Kirchenburgen im Osnabrücker Land", Schriften zur Kulturgeschichte des Osnabrücker Landes, Band 21, November 2015, Seite 60 - 65;

4. "Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover", Regierungsbezirk Osnabrück, Die Kreise Wittlage und Bersenbrück, Dr. Arnold Nöldeke, Hannover 1915, Seite 188 - 191, Abb. 197;

5. "Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen", Mittfof, 6. Band, Hannover 1879;

6. "Basiswissen Glauben", Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), www.ekd.de;

7. "Evangelisches Gesangbuch (EG)", Ausgabe für Niedersachsen und Bremen, Hannover 1994; 

8. "Lutherbibel, revidierte Fassung", Jubiläumsausgabe 500 Jahre Reformation, Deutsche Bibelgesellschaft 2017; 

9. "Romanische Taufsteine, Bentheimer Typ", Sandsteinmuseum Bad Bentheim,
Funkenstiege 5, 48455 Bad Bentheim;

10. "Die St. Marienkirche zu Ueffeln - kleiner Kirchenführer", St. Mariengemeinde, Ueffeln 199?; 
 
11. "Lernbegleiter", Ev. luth. Kirchengemeinde St. Marien Ueffeln, Ueffeln 2004; 

12. "700 Jahre Kirchspiel Ueffeln-Balkum“, Arbeitskreis Gemeindechronik Ueffeln-Balkum, Ankum 1992, Seite 9 - 67;

13. "Hörst du nicht die Glocken - Gebetsläuten im Tageslauf", Leitfaden, Beratungsausschuss für das deutsche Glockenwesen, Hannover April 2017;

14. "Biographisches Handbuch zur Geschichte der Region Osnabrück", Bearbeitet von Rainer Hehemann, Herausgeber Landschaftsverband Osnabrück e. V., Rasch Verlag Bramsche 1990, Seite 101 (Geitner Josef), Seite 169 (Konrad II. von Rietberg);

15. "Theologie des Kirchenraums – Kirchenraum und Theologie", Von Matthias Hülsmann, Text erschienen im Loccumer Pelikan 4/2016,
https://www.rpi-loccum.de/material/pelikan/pel4-16/4-16_huelsmann ;

Ein Blick in die wechselvolle Geschichte unserer Kirchengemeinde

1964 – 2024 - 60 Jahre Turmuhr der St. Marienkirche