Predigt zu Johannes 21,1-14 am Sonntag Quasimodogeniti von Diakon Ralf Mehnert

Sun, 11 Apr 2021 17:20:42 +0000 von Uwe Schrader

Liebe Gemeinde hier in der Marienkirche in Ueffeln,

kaum ist Ostern vorbei, beginnt der alte Trott von vorne und der Alltag hat uns wieder. Ähnliche Erfahrungen machen auch die Jünger.

So kehrt auch Petrus mit seinen Freunden, den Jüngern, in die Heimat zurück. Die Zeit an der Seite Jesu ist vorbei. Die letzten Tage in Jerusalem und das leere Grab haben ihr Leben kräftig durcheinander gerüttelt und ins Schwanken gebracht.  So richtig fest stehen sie alle momentan nicht im Leben.

Deshalb versuchen sie wieder in Galiläa, dem Ort ihre Herkunft, Boden unter die Füße zu bekommen.
So gehen sie am See Tiberias wieder ihrer gewohnten Arbeit nach. Sie gehen fischen.  Dass ist ihr erlernter Beruf und damit das Normalste auf der Welt. Doch sie fühlen, dass das nicht richtig ist.

Hatte sie Jesus nicht gerufen, die Netze zu verlassen?  Hatte er sie nicht zu Menschenfischern gemacht? Hier und jetzt wollen sie davon nichts mehr wissen. Sie gehen einfach an die Arbeit, als sei ihnen Jesus nie begegnet. Aber so einfach ist das nicht. So einfach können sie nicht wieder anknüpfen an dem, was vorher war. Und so erleben sie, dass die Netze leer bleiben, obwohl sie die beste Fischfangzeit genutzt haben.

Enttäuscht gehen sie an Land. Ihr Frust ist groß. Sie haben die Nase gestrichen voll. Und als wenn das nicht schon genug ist, fordert sie auch noch ein Dahergelaufener auf, morgens, wenn es hell wird, zu fischen. Die Netze noch einmal auszuwerfen. Unfassbar! Doch erstaunliches passiert:  Die Netze sind übervoll. Sie sind so schwer, dass sie sie kaum ans Land bringen können. Doch sie zerreißen nicht.

Eine unerwartete, ganz neue Erfahrung für sie. Sie haben Hülle in Fülle. Und so erkennen sie in dem Dahergelaufenen, Jesus, den Auferstandenen. Und im selben Augenblick wird ihnen klar:
Nicht das Ende sollen sie in den Blick nehmen, sondern den neuen Anfang, der sich daraus ergibt. Sie sollen ihren Blickwinkel ändern. Ihre Perspektive wechseln, sich neu orientieren. Sie sollen nicht auf das Dunkle starren, nicht auf das Ende, nicht auf den Tod, sondern sich dem Leben zuwenden, den neuen Perspektiven und hoffnungsvollen Neuanfängen.

Und so zögert Petrus auch nicht lange. Er springt einfach ins Wasser, kopfüber. Nichts hält ihn mehr zurück. Vergessen sind die ernüchternden Erfahrungen der letzten Tage. Vergessen auch, dass er erst vor wenigen Tagen Jesus verleugnet hat. Vergessen seine vergossenen Tränen nach dem Hahnenschrei. Vergessen die vielen Fragen nach dem leeren Grab, weil er und seine Freunde nun wissen, dass Jesus nicht nachtragend ist, sondern nachgehend. 

Sie spüren, Jesus wollte, dass sie blind vertrauen. Denn Gott gibt keine Beweise, sondern nur kleine Impulse ins Herz, eine Intuition, eine Ahnung, die sie vertrauensvoll neue Wege gehen und neue Gedanken denken lassen. Er, Jesus, erwartet sie nicht mit einer Moralpredigt, sondern mit einem warmen Feuer und einem Mahl zum Zeichen seiner bleibenden Gemeinschaft. Und Petrus erlebt, das nicht das Versagen zählt, sondern Vergebung, Liebe und Vertrauen. Es kommt eben nicht auf einen perfekten Glauben an, sondern auf die Sehnsucht, Jesus immer wieder neu zu entdecken und neu zu hören.
 
Nach Ostern ist eben alles anders. Ostern sagt uns, obwohl uns der Alltag wieder hat, dass die schöne Zeit vorbei ist: Es bleibt keine Zeit für den alten Trott.

Ostern sagt uns:
Gott hat uns durch die Auferstehung Jesu, seines Sohnes, herausgeholt aus unserer Vergangenheit, aus unseren Alltagserfahrungen von Einsamkeit, Sorgen und Ängsten, von Krankheit, von Älterwerden, von Sterben und Tod. Er verwandelt damit unsere Schwächen in Stärke, unsere Grenzen in Weite und Freiheit und unsere Ängste in neuen Mut.

Ostern sagt uns:
Wir gehen nicht auf das Ende zu, sondern vor uns liegt ein Anfang,  ein Anfang neuen Lebens. Leben, das im Fremden Neues offenbart. Leben, das in der Einsamkeit sich veredelt. Leben, das im Schmerz erst reif. Leben, das im Sterben erblüht. Leben, das nach dem Tod neu beginnt. 

 Amen.
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